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Der Kreis schließt sich

Ein eisiger Wind wehte über die flache Landschaft rund um den See, als der Tischlerseppel müde im Podersdorfe eintraf.

Warum er dort war, und das in Begleitung dreier Drachen? Nun, das ist eine lange Geschichte, die schon erzählt wurde, in den bisherigen sieben Teilen diese Märchens.

Im letzten, dem siebenten, Teil verließen wir den Tischlerseppel, als der gerade in einer Herberge tief in den Waldlanden des Grafen Esterhatz mehrere Dinge gleichzeitig entdeckt hatte.

Zum einen fand er, während ein dummer und depperter Märchenerzähler bei dieser Aufgabe total versagte, heraus, wie er dem Spiegel Nuhsgrubb die Information entlockte, wie der Zauberer denn nun hieß, und wo und wann er den treffen sollte.

Und diesem Ralf hatte er durch einen Trick im Stall der Herberge bewiesen, was es mit den angeblich Heu fressenden Pferden auf sich hatte und gleichzeitig hatte der an der mondförmigen Zeichnung im Fell des von ihm trefflich untersuchten Pferdes bewiesen, dass Menschen den Mond nie würden erreichen können. Denn es war ja nun ganz klar, dass der Mond doch viel kleiner war, als er in Wirklichkeit aussah! Wie sollte man etwas erreichen, von dem man gar nicht wusste, dass es gar nicht so weit weg war wie man messen konnte.

Und natürlich hatte der Tischlerseppel auch die Gruppe von Menschen um den Helden Ullo belauscht, die für einen Kaufmann einige Drachen gefangen hatten. Drachen können mit wenig Aufwand eine große Hitze erzeugen und durch Befragen der Drachen und einige Experimente war es diesen Menschen, dem Helden Ullo und dem Kaufmann gelungen, einige der Drachengeheimnisse herauszubekommen und so würden sie dafür sorgen können, dass es in den Häusern der Menschen demnächst viel wärmer und angenehmer werden würde.

Und Drachen waren natürlich Experten in Sachen Feuerspeien und auch diese Kenntnisse wollte der Kaufmann gut verwenden.

Der Tischlerseppel musste immer wieder "tss tss tss" machen und wäre deshalb beim Lauschen fast entdeckt worden.

Aber er wusste natürlich alles besser. Und das erzählte er auch auf dem Weg nach Podersdorf immer wieder den drei Drachen, die brav hinter ihm her trabten (weil ja Gandalf sie darum gebeten hatte), außer, wenn sie ihn wieder einmal in die richtige Richtung drehen mussten, weil sich der Tischlerseppel nicht so gut mit den Himmelsrichtungen auskannte und noch schlechter mit den Meilen zwischen den Orten und am schlechstesten damit, mit diesen Meilen zu rechnen.

Aber dadurch hatte er ja viele Tage Zeit den Drachen zu erklären:

"Das kann doch nicht gehen, dass man auf einem Feuerstrahle fliegen und landen kann." grummelte der Tischlerseppel, wobei er natürlich wegsehen musste, weil die beiden kleinen Drachen ihm das gleich mal vormachten, einfach so, nur aus Spaß, und weil Drachen das nun mal können.

Oder: "Sonnenwärme sollen die Drachen aufnehmen können! Das ist doch deppert!" Dann ließen sich die Drachen während der Marschpause die Sonne auf den Bauch scheinen und fauchten anschließend gewaltige Flammensäulen in den Himmel, an denen Sie den von Josef immer noch reichlich gelieferten alten Speck schön knusprig brieten. "Nein," sagte der Tischlerseppel dann, "Hitze entsteht doch nur durch Verbrennen von Holz."

Bald wurde es November und dann Dezember (wir erinnern uns, dass der Tischlerseppel oft und lange Rast machte, um ein wenig im Kreis zu denken – und wir erinnern uns, dass er von seinem Heimatdorf ja eigentlich nur ein wenig in den Wald gegangen war und es von dort nach Podersdorf gar nicht so weit ist, es liegt halt nur ein großer See dazwischen) und schließlich wurde es Weihnachten. Dieses Fest feierte der Tischlerseppel in einer Herberge (wieder einmal).

Es ist eine ganz andere Geschichte, dass zum Weihnachtsfeste auch mal wieder Gandalf dem Tischlerseppel erschien und aus irgendeinem Grund, den wir alle nicht verstehen, der Tischlerseppel den Gandalf für einen Ring bezahlte, den der Seppel vom Daniel (einem jeder wilden Menschen, die den Tischlerseppel im ersten Teil des Märchens geweckt hatten) geschenkt bekommen hatte. Dieser Ring hatte natürlich magische Kräfte und hätte den Tischlerseppel in die Lage versetzt, vielen Menschen gleichzeitig seine Ideen vortragen zu können, wenn er nur in der Lage gewesen wäre, ihn auf den Finger zu stecken und zu drehen. Jedenfalls wollte der Tischlerseppel dieses Geschenk von Daniel unbedingt besitzen und deshalb bezahlte er Gandalf dafür.

Das ist eine seltsame Geschichte? Ja, alle Geschichten vom Tischlerseppel sind doch seltsam, nicht wahr? (Sonst würde es sich doch gar nicht lohnen, sie zu erzählen. Stellt Euch mal folgende Geschichte vor: "Der Tischlerseppel fand etwas Interessantes über die Heizung von Häusern heraus, er beschrieb und berechnete das sorgfältig und genau, schickte die Unterlagen zum Patentamt und wurde reich mit seiner Entdeckung." Das ist doch keine Geschichte! Viel zu kurz und viel zu gewöhnlich. Das passiert jeden Tag tausend Mal und lohnt nicht für eine Geschichte.)
Und ich sagte doch außerdem: das ist eine andere Geschichte und ich habe sie nur kurz angedeutet, weil der Tischlerseppel darüber ganz vergaß, dass er den Gandalf ja drei Wochen später wieder treffen würde und er eigentlich eine ganze Menge Fragen mit ihm hätte klären können.

Denn das ist ja nun die eigentliche Geschichte: der Tischlerseppel war halt ein Mensch, der immer recht seltsame Wege ging, sich immer gerne ablenken ließ und deshalb eigentlich mit gar nichts fertig wurde. Und von solchen Menschen lohnt es sich, lange Geschichten zu erzählen, weil sie automatisch lustig werden.

Wo waren wir? Ach ja, auf dem Weg nach Podersdorf. Der klappte langsam, mit vielen Korrekturen durch die Drachen, aber dann, in der zweiten Woche des Jänner, kamen sie doch an.

Der Tischlerseppel hatte natürlich schon wieder vergessen, was nun zu tun sei, und der große Drache Saturan holte ihm den Spiegel Nuhsgrubb aus dem Beutel, stellte die richtigen Fragen und las die Antwort:

Wie wir uns treffen.

Geh um den großen See, Seppel.
In der Vollmondnacht des Jänner.
Im Podersdorfe verstecke die Drachen hinter der Windmühle.
Gehe dann gen Süden, am See entlang.
In Richtung des Landes der Magyaren.
Nach einer Meile gehe einfach in das Schilf.
Dort wirst Du mich finden.
Ich werde eine Insel dort entstehen lassen.
Gandalf


"Also" sprach Saturan mit seiner dunklen Drachenstimme. "Wir drei Drachen verstecken uns hinter der Windmühle, und Du kannst schon mal nach Gandalf suchen. Vollmond ist zwar erst am nächsten Wochenende, am siebzehnten, aber vielleicht ist der Zauberer ja schon da. Geh jetzt und such ihn."

Dann musste er dem Tischlerseppel noch erklären, wo denn Süden ist, wie lang eine Meile ist und was der Unterschied ist zwischen "am See entlang" und "in den See hinein".

Und dann ging alles sehr schnell. Der Tischlerseppel fand die Insel am nächsten Tag gegen Abend wirklich. Dort stand wartend Gandalf, grinste, weil er ja gewusst hatte, der Tischlerseppel würde auf jeden Fall zum falschen Zeitpunkt kommen, und begrüßte den Tischlerseppel. "Gut, dass Du da bist, dann kannst Du ja gleich zum Mond fliegen."

Und damit zauberte er die drei Drachen herbei, die zwei kleineren Drachen klammerten sich auf dem Rücken von Saturan Vau fest und hielten den Tischlerseppel zwischen sich und Saturan Vau machte einen Kopfstand, fauchte einen gewaltigen Feuerstrahl heraus und ab ging es nach oben in den schwarzen Nachthimmel, an dem der Mond schon fast ein Vollmond war.

Der kleine Drache hinter dem Tischlerseppel (er hieß Kohmantmotjuhl) erklärte: "Wir fliegen jetzt nicht auf der direkten Entfernung von 207556 Seemeilen, sondern auf einer geschwungenen Bahn, die Feuerstrahlenergie spart und deshalb 245000 Seemeilen lang ist. Gleich werden wir eine Geschwindigkeit von über 30600 Knoten erreicht haben, dann wird Saturan den Feueratem anhalten und wir werden einfach weiterrasen, zuerst etwas langsamer werden und nahe dem Mond wieder schneller. Aber in 10 Stunden wirst Du mit dem anderen kleinen Drachen namens Lemm auf dem Mond landen, während Saturan sich erholen wird und ich auf ihn aufpassen werde. Aber das Wichtigste ist jetzt, dass wir schnell noch etwas Speck braten und Brot rösten, bevor Saturan den Feueratem anhält. Ich habe nämlich Hunger."

Der Tischlerseppel wusste gar nicht, wie ihm geschah, als er 10 Stunden später (der Mond war inzwischen seeeehr groß geworden) von Lemm gepackt wurde, der kurz ebenfalls Feuer spuckte und ihn dann herunterbrachte zur Mondoberfläche. Er wurde abgesetzt neben einem komischen spinnenbeinigen Gestell, von dem er sich nicht vorstellen konnte, was das sein sollte.

"Gute Leistung" lobte sich Lemm für die Landung. "Ich hätte jetzt noch für etwa 8 Sekunden Feueratem für die Landung gehabt. Das ist mehr als genug. Ich werde Dich also auch sicher wieder hochbringen können zu Kohmantmotjuhl und Saturan Vau.

Der Tischlerseppel sah sich um: Direkt neben ihm stand eine Flagge, die der Tischlerseppel noch nie gesehen hatte und die sich die ganze Zeit nicht ein bisschen rührte: rot - weiß gestreifter Stoff und in der linken oberen Ecke eine blaue Fläche mit vielen weißen Sternen, die der Tischlerseppel erst einmal zählen wollte.

Nach einer halben Stunde war er bei 36 und noch lange nicht fertig, als er die Geräusche, das Geräuspere und die Stimmen hinter sich wahrnahm und sich umschaute.

"OK" sprach Hypia. "Du hast also wirklich von Juli bis Januar gebraucht für diese leichte Aufgabe. Inzwischen habe ich mich selbst befreit und deshalb darfst Du Dir auch nichts mehr wünschen, sondern ich bestimme was Du bekommst."

Der Tischlerseppel machte große Augen, als sich jetzt Pia, seine Frau, die ihn verlassen hatte, neben Hypia stellte und Hypia sagte:

"Also erstens kommt Pia zurück zu Dir als Deine Frau, zweitens habe ich Dein Haus, dass die Dorfbewohner vor Freude gesprengt haben, als Du fortzogst, wieder aufgebaut, damit Du einen Platz zum Wohnen hast und drittens bekommst Du für die Zukunft die Aufgabe, Dich mehr darum zu kümmern, was die anderen Menschen sagen, tun und meinen, als immer nur Deinen Dickkopf durchzusetzen. Wenn Du letzteres schaffen solltest, dann könnte es sein, dass Du dem Kreislauf doch einmal entfliehen kannst. Wenn nicht, dann denke ich, ist Deine Zukunft schon ziemlich festgelegt."

Der Tischlerseppel verstand mal wieder gar nichts, wurde aber von Lemm geschnappt, und auch Pia setzte sich auf Lemms Rücken, Lemm tat einen Feuerstoß und schon ging es wieder weg vom Mond.

Wenig später wurde Lemm von Kohmantmotjuhl eingefangen und alle klammerten sich an Saturan Vau fest, der die ganze Gruppe in weiteren 10 Stunden zurück zur Erde brachte. Am Schluß wunderte sich der Tischlerseppel zwar, warum es so langsam ging, denn Saturan bremste über der Erdatmosphäre stark ab und wahr überhaupt nicht bereit, die irdische Luft mit der Geschwindigkeit von über 30000 Knoten zu durchfliegen (was der Tischlerseppel überhaupt nicht verstand). Doch schließlich landeten sie alle wieder auf der Erde, direkt hinter dem Haus vom Tischlerseppel.

Der war jetzt arg müde, legte sich gleich ins Bett zu seinem Weibe Pia und am nächsten Morgen brach er wieder auf zum Schreiber und Bäcker, brachte Brötchen mit nach Hause und abends ging er in die Dorfgaststätte.

Nach dem dritten oder fünften Heurigen, während der inzwischen volle Mond vom Himmel schien, hörte er am Nebentisch die Stimme eines Erzählers, der gerade begonnen hatte, einigen anderen ein Märchen zu erzählen.

"Sternenstaub heißt mein Märchen" sprach der und dann begann er:

Es war einmal ein alter weiser, oder vielleicht auch ziemlich dummer Mann, den man überall nur den Tischlerseppel nannte.

Eines Tages flüsterte seine schöne Frau, die Pia, ganz leise in sein Ohr: "Merk auf, mein lieber Gatte, ich möchte dass du mir beweist, dass die Menschen nie auf dem Monde werden wandeln können. Wenn du den Beweis nicht schaffst, werde ich dich verlassen."

Und der vielleicht weise Mann hob an zu denken, zeichnete und rechnete viele Tage und Nächte und zog fragend durch die Lande auf der Suche nach dem endgültigen und sicheren Beweise. Ja, er sprach sogar zu den wilden, barbarischen Menschen aus dem benachbarten Königreiche im Norden, doch diese unwissenden Barbaren konnten ihm noch am wenigsten helfen. "Wer weiß es, wer weiß es?" rief er, denn ihm fehlte nur ein winziges Stückchen für den letztendlichen Beweis. Dabei hätte er sich nur erinnern brauchen, und die ganze Sache wäre erledigt gewesen.

Und er fragte auch den geheimnisvollen Drehorgelspieler: "Wer weiß es, wer weiß es?", doch der schimpfe nur und schlug auf seinen Affen, dass es dem Tischlerseppel ganz weh ums Herz wurde, als ob er selbst gezüchtigt würde.

Und wie er so daherzog auf der Suche nach dem letzten Beweis, da geriet er in die Gesellschaft einer lustigen, doch sehr wilden Bande von vier Wegelagerern. Füsicus nannte sich der wildeste von Ihnen, Marko hieß der gemeinste, Daniel nannte sich der verschlagenste und Annonümus wurde der grausamste von ihnen genannt.

Die Nacht war schon lange angebrochen, und dem Tischlerseppel blieb nichts anderes übrig, als in Gesellschaft dieser wilden Bande in einer heruntergekommenen Herberge zu nächtigen. Er war zu müde vom Umherziehen und immerwährenden Fragen: "Wer weiß es, wer weiß es?", dass er alsbald auf sein Heulager sank und einschlief.

Und im Traum erschien ihm die gute Fee Hypia, schwang ihren Zauberstab und sprach: "Tischlerseppel, für deine Mühe seien dir drei Wünsche gewährt. Sage sie mir und ich will sie dir erfüllen!"

Glücklich fing der Tischlerseppel an: "Also zuerst einmal brauche ich eine neue Säge für die Arbeit im Walde."

"Dein Wunsch sei erfüllt." sprach die Fee. "Wenn du aufwachst, wirst du die neue Säge neben deinem Lager finden." Sie schwang Ihren Zauberstab und mit leisem Klingeln schwebte glitzernder bunter Sternenstaub durch die Luft, wie Schnee auf die Berge fällt oder Puderzucker auf einen frischen Gugelhupf, nur viel bunter, in den unterschiedlichsten Farben, und wunderschön anzusehen. Und als der Sternenstaub zu Boden gesunken war, so sah man deutlich darunter eine wunderbar gearbeitete Säge liegen, so dass der Tischlerseppel sich schon aufs Aufwachen freute.

"Und der zweite Wunsch?" fragte Hypia, leise flüsternd. "Sag mir," sprach der Tischlerseppel und dachte an ein großes Problem seiner Suche, "kann man denn wirklich mit der Zeit rechnen wie mit den Metern meines Zollstockes? Lass mich wissen, ob man Zeiten mit sich selbst multiplizieren könne, so dass man Quadratsekunden oder gar ..." er erschauerte ein wenig vor dem Gedanken "... Quadrattage herausbekäme, um damit den Lauf der Planeten um die Sonne zu berechnen?"

Die gute Fee Hypia lächelte. "Leichte Aufgaben stellst du mir" flüsterte sie wieder einmal leise in sein Ohr, so dass der Tischlerseppel gleich wieder die Feuchtigkeit dort wegwischen musste, was er ja schon von seiner Gattin Pia kannte. Nur ganz kurz schwang die Fee ihren Zauberstab und nur ganz wenig Sternenstaub rieselte auf den alten Strohsack in der Ecke, blieb aber nicht liegen, sondern rutsche wie eine Schneelawine herunter, so dass man das schmutzige Grau des Sackes wieder sah und der bunte Sternenstaub auf dem Boden mit Schmutz und Stroh interessante Muster bildete.

"Natürlich ist es so, sonst könnten wir ja den Auf- und Untergang der Gestirne gar nicht vorherberechnen." sprach die Fee lächelnd und der Tischlerseppel war innig froh, dass er dieses nun sicher wusste.

Er lächelte im Schlaf. "Mein dritter Wunsch ist der wichtigste." rief er aus. "Nenne mir das letzte Stück für den endgültigen Beweis, nach dem ich suche, auf dass ich die Gunst meines Weibes Pia wiedererlange."

Wieder lächelte die Fee, irgendwie hintergründig oder gemein, aber doch auch sehr lieb. "Na endlich!" sagte sie. "Warum hast du damit so lange gewartet?" Und sie hob ihren Zauberstab, und holte aus, Sternenstaub fing an zu knistern und zu klingeln, ...

Jemand stieß den Tischlerseppel grob an.

Er war sofort wach und die wilde Bande tanzte um ihn herum. Einer merkte, dass der Tischlerseppel sauer war. "Hast wohl von einer schönen Frau geträumt?" wurde er lachend gefragt und der Tischlerseppel wurde etwas rot.

"Komm mit runter in den Schankraum" sagte ein anderer. Ein reicher Kaufmann ist gekommen und er lässt für alle den Wein in Strömen fließen! Komm mit und sei lustig!"

Doch der Tischlerseppel wollte nicht lustig sein. Da lag die Säge neben ihm und ihm waren jetzt auch die Gesetze der Planetenbahnen offenbar. Hätte er doch nur nicht so lange mit dem dritten Wunsch gewartet!

Er schrie und brüllte die vier wilden Männer an, so dass die zusammenzuckten und innehielten mit ihrem Tanzen und Singen.

"WER VON EUCH BILLIGEN KREUZERBUBEN HAT MICH GEWECKT?" brüllte der Tischlerseppel. "Los, sagt es mir!" befahl er mit überschnappender Stimme.

"Marko hat's getan." behauptete Füsicus als erster.

"Nein, ich nicht, Annonümus hat es getan!" warf Marko gleich ein.

Daniel grinste: "Na, ich war es jedenfalls nicht!"

Und Annonümus behauptete: "Der Marko hat gelogen, als er sagte, ich hätte dich geweckt."

Der Tischlerseppel verzweifelte.

"Ts ts ts ts" hörte er da ein leises Flüstern in seinem Ohr. Es war tatsächlich die Fee Hypia, deren Spucketröpfchen seinen Gehörgang befeuchteten.

"Sie haben tatsächlich nicht alle gelogen. Genau einer hat die Wahrheit gesagt. Wenn du rausfindest, wer die Wahrheit sagte, und wer dich geweckt hat, dann erscheine ich dir dereinst wieder im Traum und wir sprechen über deinen dritten Wunsch."

Die Fee wisperte weiter: "Denk daran, kein Mensch kann beweisen, was du zu beweisen wünschest, nur wir Feen sind in der Lage, die Wahrheit soweit zu verbiegen, deshalb brauchst du mich, und deshalb löse das Rätsel schnell!" Und dann hörte er nur noch ein leises Knistern und das verklingende Klingeln des Sternenstaubes.

Und so sucht der Tischlerseppel auch heute immer noch nach dem letzten Beweis, oder wenigstens nach dem Wissen, welcher von den vier wilden Männern ihn geweckt hat. "Wer weiß es, wer weiß es?" fragt er immer wieder jeden Menschen, den er trifft, obwohl die Frage meistens nicht passt, und er irrt durch den Wald seines Heimatlandes, holt gewaltige Mengen Holzes aus dem Wald, aber in Wirklichkeit ist er auf der Suche nach der Lösung.

 
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